In der IT ist Fachkräftemangel immer noch ein Thema, trotz Corona. “Inzwischen kommen rund 80 Prozent der Bewerbungen von ausländischen Bewerbern”, so Jürgen Engler, Unternehmensgründer und Vorstandsvorsitzender bei der Trevisto AG, einem IT-Dienstleister mit Schwerpunkten in den Bereichen Data Warehousing, Business Intelligence, Advanced Analytics und Künstlicher Intelligenz mit Sitz in Nürnberg.

Dabei wirbt Trevisto nicht einmal gezielt im Ausland. Vielmehr meint Engler, die Bewerber würden über Empfehlungen auf sein Unternehmen aufmerksam. Die bunte Zusammensetzung der Belegschaft spreche zusätzlich andere internationale Bewerber an. Denn internationale Mitarbeiter sind bei der Trevisto AG schon lange keine Seltenheit mehr. Das liegt nicht nur an der zunehmenden Herausforderung, passende Bewerber auf dem heimischen Arbeitsmarkt zu finden. Das Nürnberger IT Unternehmen setzt bewusst auf Diversität. Engler ist überzeugt, dass die Zusammenarbeit mit Menschen unterschiedlicher Mentalitäten nicht nur Spaß macht, sondern auch zum Unternehmenserfolg beiträgt. In der Vergangenheit konnte der IT-Dienstleister so bereits viel Erfahrung bei der Beschäftigung internationaler Fachkräfte sammeln. Geflüchtete und ausländische Hochschulabsolventen absolvierten Praktika bei dem IT-Dienstleister und wurden anschließend Teil des Trevisto-Teams.

Doch bisher hatte die Trevisto AG trotz allem noch keinen Bewerber aus dem außereuropäischen Ausland rekrutiert. Als nun Anfang April die Unterlagen einer türkischen Bewerberin auf Englers Tisch landeten, beschloss der Unternehmer, diesen nächsten logischen Schritt zu gehen. “Uns war bewusst, dass es aufwendig werden würde, eine Mitarbeiterin aus dem Ausland zu holen. Aber die Bewerbungsunterlagen waren so überzeugend, dass wir uns entschieden, den Schritt gemeinsam mit der Bewerberin, Frau Kesir, zu gehen.”

Es fügte sich, dass kurz zuvor das beschleunigte Fachkräfteverfahren in Kraft getreten war. So konnte die Bewerberin als qualifizierte Fachkraft von den neuen Regelungen profitieren und das jüngst eingeführte beschleunigte Fachkräfteverfahren nutzen. Trotz coronabedingter Verzögerungen gelang es dadurch, den Zuwanderungsprozess binnen vier Monaten abzuwickeln. Die IHK hatte mit ihrem IHK-Firmenservice internationale Fachkräfte den Prozess eng begleitet.

Ungeachtet aller Unterstützung im Verwaltungsprozess blieb die Integration vor Ort und in den Betrieb eine zusätzliche Aufgabe für Engler und sein Team. Als die neue Kollegin Mitte August endlich am Albrecht Dürer Airport ankam, hatte ihr der Arbeitgeber für den Anfang schon eine Wohnung gestellt. Auch bei den Behördengängen, die nach der Ankunft anfielen, unterstützten und lotsten der Unternehmer und sein Team Frau Kesir. “Nach ihrer Ankunft haben wir Frau Kesir erstmal eine Woche Zeit gegeben, um sich an ihrem neuen Wohnort einzufinden und alles Nötige zu erledigen”. Um sie schnellstmöglich ins Team zu integrieren, achtete Engler darauf, dass die Arbeitszeit trotz Corona nicht nur im Homeoffice stattfand, sondern auch im Kontakt mit den neuen Kollegen.

“Es war tatsächlich ein Mehr an Aufwand für uns. Sowohl während des Zuwanderungsprozess als auch nach ihrer Ankunft. In der Rückschau hat sich das alles aber auf jeden Fall gelohnt!” zieht Engler eine positive Bilanz.