Seit Mitte des Jahres unterstützt die Europäische Kommission Unternehmen mit dem neuen Europass-Portal bei der Gewinnung von Fachkräften aus dem EU-Ausland. Das Portal wurde am 1. Juli 2020 in einer ersten, noch nicht vollständigen Fassung freigeschaltet.

Dieses öffentlich verantwortete Netzangebot soll es künftig ermöglichen, Fachkräfte auf Basis standardisierter Informationen effektiver zu finden. Unter der Adresse www.europass.eu soll das Portal ein Angebot für europäische Fachkräfte zu einem persönlichen Archiv von Zeugnissen und Leistungsnachweisen werden und gleichzeitig Marktplatz für die eigene Qualifizierung und Arbeitsvermittlung sein. Dabei bedient sich die EU-Kommission neuer Technologien und schafft technologische Standards.

Im digitalen Potenzial verbergen sich für Unternehmen wichtige Mehrwerte: Postalische Wege, manuelle Abgleiche und andere aufwändige Prozesse sollen so künftig eingespart werden. Gleichzeitig ist es ein Ziel des Portals, die Abläufe durch den Einsatz von Maschinenlesbarkeit und Künstlicher Intelligenz effizienter zu machen.

Außerdem funktioniert das Portal in allen 29 Amtssprachen, was Nutzern helfen soll, sprachliche Grenzen zu überwinden. Den Unternehmen soll das Portal über standardisierte Lebensläufe die Bewerberauswahl erleichtern. Eine Möglichkeit, den Europass an die innerbetriebliche Laufbahnentwicklung und Weiterbildung anzubinden, steht jedoch noch aus.

Das neue Portal bündelt verschiedene Instrumente, die die EU über ein Jahrzehnt hinweg entwickelt hat. In Erwartung eines immer rascheren technologischen Wandels plant es mit „Micro-Credentials“, also kleinteiligen Lernelementen, im „Europass Learning Model“ ein neues System von Bildungseinheiten, die in Konkurrenz zu etablierten Qualifikationen und Berufen treten beziehungsweise sie ergänzen.

Zudem hat die EU-Kommission mit ESCO („European Skills, Competences, Qualifications and Occupations“) eine eigene Systematik zur Beschreibung von beruflichen Tätigkeiten und Fertigkeiten geschaffen, die entsprechende Modelle der Mitgliedstaaten verlinkt – und so einen pan-europäischen Vergleichsmaßstab etablieren will. Nach Angaben der EU-Kommission konnte die erste Basisversion des Portals bereits zahlreiche Mitglieder gewinnen.